Workflows vs. Agenten: Unterschiede und Anwendungsfälle
Entdecken Sie die grundlegenden Unterschiede zwischen vordefinierten Workflows und autonomen Agenten in KI-Systemen. Diese umfassende Analyse hilft Ihnen, den optimalen Ansatz für Ihre spezifischen Anforderungen zu wählen.
Grundlegende Unterscheidung
Workflows
Das Kernkonzept von Workflows basiert auf vordefinierten Abläufen mit festgelegten Code-Pfaden. Hier behält der Entwickler die volle Kontrolle, indem er im Voraus festlegt, wie das System arbeitet. Dies führt zu einer hohen Vorhersehbarkeit, begrenzt jedoch die Flexibilität auf die programmierten Pfade und Entscheidungspunkte.
Agenten
Agenten hingegen funktionieren als dynamische, selbstgesteuerte Prozesse. Die Kontrolle liegt beim LLM selbst, das eigenständig über den Lösungsweg entscheidet. Dies ermöglicht eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an verschiedene Situationen, führt jedoch zu einer geringeren Vorhersehbarkeit, da das Modell eigene Entscheidungen trifft.
Prompt Chaining: Sequentielle Aufgabenbearbeitung
1
Aufgabe zerlegen
Komplexe Aufgaben werden in sequentielle, einfachere Schritte aufgeteilt
2
Einzelschritte bearbeiten
Jede LLM-Anfrage wird einfacher und damit genauer
3
Ergebnisse kombinieren
Die Teilergebnisse werden zu einer Gesamtlösung zusammengeführt
Prompt Chaining eignet sich ideal für Aufgaben, die sauber in feste Teilaufgaben zerlegbar sind, wie die Erstellung von Marketing-Inhalten mit anschließender Übersetzung oder die Outline-Erstellung mit nachfolgender Dokumenterstellung. Der Vorteil liegt in der höheren Genauigkeit, allerdings auf Kosten einer erhöhten Latenz.
Routing: Intelligente Weiterleitung
Eingabe klassifizieren
Das System analysiert und kategorisiert die eingehende Anfrage
Spezialisierte Prozesse auswählen
Basierend auf der Klassifikation wird der optimale Folgeprozess bestimmt
Anfrage weiterleiten
Die Anfrage wird an den spezialisierten Prozess übergeben
Routing-Workflows sind besonders nützlich, wenn verschiedene Eingabetypen unterschiedliche Behandlung erfordern. Typische Anwendungsbeispiele sind die Weiterleitung verschiedener Kundendienstanfragen oder die Zuordnung einfacher Fragen zu schnelleren, kleineren Modellen und komplexer Fragen zu leistungsfähigeren Modellen.
Parallelisierung: Sectioning
Aufteilung in Teilaufgaben
Die Gesamtaufgabe wird in unabhängige, parallel ausführbare Teilaufgaben zerlegt
Parallele Bearbeitung
Mehrere LLM-Instanzen bearbeiten die Teilaufgaben gleichzeitig
Zusammenführung
Die Ergebnisse der Teilaufgaben werden zu einer Gesamtlösung kombiniert
Sectioning bietet erhebliche Geschwindigkeitsvorteile durch die gleichzeitige Bearbeitung unabhängiger Teilaufgaben. Ein typisches Beispiel ist ein Modell, das Anfragen bearbeitet, während ein anderes sie parallel auf unpassende Inhalte prüft, was sowohl die Effizienz als auch die Qualitätssicherung verbessert.
Parallelisierung: Voting
1
1
Mehrfache Ausführung
Dieselbe Aufgabe wird von mehreren LLM-Instanzen unabhängig bearbeitet
2
2
Diverse Ergebnisse
Jede Instanz liefert ihre eigene Lösung oder Bewertung
3
3
Konsensfindung
Die verschiedenen Ergebnisse werden verglichen und bewertet, um die beste Lösung zu ermitteln
Voting-Parallelisierung erhöht die Ergebnissicherheit durch mehrfache unabhängige Bearbeitung derselben Aufgabe. Typische Anwendungsfälle sind Code-Reviews durch mehrere Instanzen oder die Prüfung von Inhalten auf Angemessenheit, wobei die Mehrheitsmeinung oder der Konsens als endgültiges Ergebnis verwendet wird.
Orchestrator-Workers: Dynamische Aufgabenverteilung
Orchestrator
Ein zentrales LLM analysiert die Gesamtaufgabe und zerlegt sie dynamisch in Teilaufgaben
Workers
Spezialisierte LLMs bearbeiten die zugewiesenen Teilaufgaben
Integration
Der Orchestrator führt die Ergebnisse der Workers zu einer kohärenten Gesamtlösung zusammen
Im Gegensatz zur Parallelisierung werden die Teilaufgaben nicht vordefiniert, sondern vom Orchestrator basierend auf der Eingabe dynamisch bestimmt. Dieser Ansatz eignet sich besonders für komplexe Aufgaben mit nicht vorhersehbaren Teilaufgaben, wie Coding-Produkte, die Änderungen an mehreren Dateien vornehmen.
Evaluator-Optimizer: Iterative Verbesserung
1
1
Generierung
Ein LLM erzeugt eine initiale Antwort
2
2
Bewertung
Ein zweites LLM bewertet die Antwort nach definierten Kriterien
3
3
Feedback
Das bewertende LLM gibt konstruktives Feedback
4
4
Optimierung
Das erste LLM verbessert die Antwort basierend auf dem Feedback
Dieser Workflow ist besonders effektiv bei klaren Bewertungskriterien und wenn iterative Verbesserung Mehrwert bietet. Typische Anwendungsfälle sind literarische Übersetzungen mit Nuancen, die initial nicht erfasst werden, oder komplexe Suchaufgaben, die mehrere Runden von Suche und Analyse erfordern.
Autonome Agenten: Funktionsweise
1
Initiierung
Der Agent beginnt mit einem Befehl oder einer interaktiven Diskussion
2
Planung
Der Agent plant selbstständig die notwendigen Schritte zur Aufgabenlösung
3
Umgebungsinteraktion
Bei jedem Schritt gewinnt der Agent "Ground Truth" aus der Umgebung (Tool-Ergebnisse, Code-Ausführung)
4
Anpassung
Basierend auf dem Umgebungsfeedback passt der Agent seinen Plan an
Autonome Agenten können für menschliches Feedback pausieren oder bei Blockaden Hilfe suchen. Ihre Implementation ist oft überraschend einfach - LLMs, die Tools basierend auf Umgebungsfeedback in einer Schleife verwenden, können bereits komplexe Aufgaben selbstständig lösen.
Anwendungsfälle für Autonome Agenten
1
Offene Probleme
Agenten eignen sich besonders für Aufgaben ohne vorhersehbaren Lösungsweg, bei denen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gefragt sind
2
Komplexe Coding-Aufgaben
Ein Coding-Agent kann SWE-bench-Aufgaben lösen, indem er verschiedene Dateien analysiert und bearbeitet
3
Computernutzung
Implementierungen, bei denen ein LLM wie Claude einen Computer zur Aufgabenerfüllung verwendet, zeigen das Potenzial autonomer Agenten
Autonome Agenten zeichnen sich durch potentiell viele Durchläufe aus, wobei Vertrauen in die Entscheidungsfindung des Modells gesetzt wird. Sie können komplexe, mehrstufige Aufgaben selbstständig planen und durchführen, was sie besonders wertvoll für Szenarien macht, in denen der genaue Lösungsweg nicht vorhersehbar ist.
Wann Workflows bevorzugen?
Gut definierte Aufgaben
Die Aufgabe hat klare Schritte und einen vorhersehbaren Ablauf
Vorhersehbarkeit wichtig
Konsistenz und Reproduzierbarkeit der Ergebnisse sind kritisch
Definierbare Teilschritte
Die einzelnen Schritte der Aufgabe sind klar definierbar
Spezifische Optimierungen
Verschiedene Teilaspekte der Aufgabe erfordern unterschiedliche Optimierungen
Workflows bieten Vorteile in Szenarien, wo Kontrolle und Vorhersehbarkeit entscheidend sind. Sie eignen sich hervorragend für Prozesse mit klaren Abläufen und definierten Entscheidungspunkten, bei denen jeder Schritt spezifisch optimiert werden kann.
Wann Agenten bevorzugen?
Unvorhersehbare Schrittanzahl
Die Anzahl der notwendigen Schritte zur Lösung ist nicht im Voraus bekannt
Flexibilität erforderlich
Modellgesteuerte Entscheidungsfindung und Anpassungsfähigkeit sind wichtig
Autonomie für Skalierung
Selbstständige Aufgabenbearbeitung ist für die Skalierung wichtig
Komplexe, offene Probleme
Die Aufgabe erfordert kreative Lösungsfindung ohne vordefinierten Pfad
Agenten glänzen in Szenarien, wo Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gefragt sind. Sie können komplexe, offene Probleme angehen, bei denen der Lösungsweg nicht vorhersehbar ist und eigenständige Entscheidungsfindung einen Mehrwert bietet.
Vorteile von Workflows
Vorhersehbarkeit
Workflows folgen definierten Pfaden, was zu konsistenten und reproduzierbaren Ergebnissen führt
Testbarkeit
Jeder Schritt kann isoliert getestet werden, was die Qualitätssicherung erleichtert
Kontrolle
Entwickler behalten die volle Kontrolle über den Ablauf und können spezifische Optimierungen vornehmen
Die strukturierte Natur von Workflows ermöglicht eine gründliche Qualitätssicherung und präzise Kontrolle über jeden Aspekt des Prozesses. Dies macht sie besonders wertvoll in Umgebungen, wo Zuverlässigkeit und Konsistenz höchste Priorität haben.
Nachteile von Workflows
Eingeschränkte Flexibilität
Workflows sind auf die programmierten Pfade und Entscheidungspunkte beschränkt und können nicht dynamisch auf unvorhergesehene Situationen reagieren
Komplexe Implementation
Bei vielen möglichen Pfaden kann die Implementation von Workflows komplex und aufwändig werden
Begrenzte Anpassungsfähigkeit
Änderungen an den Anforderungen erfordern oft umfangreiche Anpassungen am gesamten Workflow
Die Rigidität von Workflows kann zu Herausforderungen führen, wenn sich Anforderungen ändern oder unvorhergesehene Szenarien auftreten. Die Notwendigkeit, alle möglichen Pfade im Voraus zu definieren, kann zu komplexen Implementationen führen, die schwer zu warten sind.
Vorteile von Agenten
Flexibilität
Agenten können sich dynamisch an verschiedene Situationen anpassen und kreative Lösungswege finden
Selbststeuerung
Die eigenständige Entscheidungsfindung ermöglicht autonomes Arbeiten ohne ständige menschliche Eingriffe
Skalierbarkeit
Durch ihre Autonomie können Agenten eine Vielzahl von Aufgaben parallel bearbeiten und so die Effizienz steigern
Die Adaptivität und Autonomie von Agenten machen sie besonders wertvoll für komplexe, offene Probleme, bei denen kreative Lösungsfindung gefragt ist. Ihre Fähigkeit, selbstständig zu planen und zu entscheiden, ermöglicht eine effiziente Skalierung von Aufgaben.
Nachteile von Agenten
Höhere Kosten
Die wiederholte Nutzung von LLMs in Feedback-Schleifen kann zu höheren Betriebskosten führen
Fehlerrisiko
Fehler können sich verstärken, wenn ein Agent auf falschen Annahmen aufbaut
Testaufwand
Agenten erfordern ausgiebiges Testen in abgesicherten Umgebungen und angemessene Guardrails
Die Autonomie von Agenten bringt auch Herausforderungen mit sich. Die geringere Vorhersehbarkeit erfordert umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen und Tests. Zudem können die wiederholten LLM-Aufrufe zu höheren Kosten führen, besonders bei komplexen Aufgaben mit vielen Iterationen.
Vergleich: Workflows vs. Agenten
Die Wahl zwischen Workflows und Agenten sollte auf den spezifischen Anforderungen der Aufgabe basieren. Während Workflows Kontrolle und Vorhersehbarkeit bieten, punkten Agenten mit Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Ein hybrider Ansatz kann in vielen Fällen die optimale Lösung sein.
Hybride Ansätze: Das Beste aus beiden Welten
1
2
3
1
Workflow-Rahmen
Definierte Struktur für kritische Prozesse
2
Agenten-Komponenten
Flexible Lösungsfindung innerhalb definierter Grenzen
3
Überwachung & Kontrolle
Sicherheitsmechanismen für autonome Entscheidungen
Hybride Ansätze kombinieren die Stärken beider Methoden: Sie nutzen die Struktur und Kontrolle von Workflows, während sie gleichzeitig die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Agenten in bestimmten Bereichen einsetzen. Dies ermöglicht eine Balance zwischen Vorhersehbarkeit und Autonomie, die für viele komplexe Anwendungsfälle optimal ist.
Implementierungsempfehlungen
1
Mit einfachen Prompts beginnen
Starten Sie mit der einfachsten Lösung und evaluieren Sie deren Leistung
2
Umfassende Evaluation durchführen
Testen Sie gründlich unter realistischen Bedingungen und optimieren Sie basierend auf den Ergebnissen
3
Schrittweise Komplexität hinzufügen
Fügen Sie mehrstufige Workflows oder Agentensysteme nur hinzu, wenn einfachere Lösungen nicht ausreichen
4
Kontinuierlich überwachen und anpassen
Beobachten Sie die Leistung im Produktivbetrieb und nehmen Sie bei Bedarf Anpassungen vor
Anthropic empfiehlt einen pragmatischen Ansatz: Beginnen Sie mit der einfachsten Lösung, die funktionieren könnte, und steigern Sie die Komplexität nur bei Bedarf. Dieser inkrementelle Ansatz spart Ressourcen und führt oft zu robusteren und wartbareren Systemen.
Fazit: Der richtige Ansatz für Ihre Anforderungen
1
2
3
1
Optimale Lösung
Das richtige System für Ihre spezifischen Anforderungen
2
Ausgewogene Entscheidung
Abwägung zwischen Kontrolle und Flexibilität
3
Gründliche Analyse
Verständnis der Aufgabenanforderungen
Der Erfolg liegt nicht im Aufbau des komplexesten Systems, sondern des richtigen Systems für die jeweiligen Anforderungen. Eine gründliche Analyse der Aufgabe, ihrer Anforderungen an Vorhersehbarkeit, Flexibilität und Kontrolle, sowie eine realistische Einschätzung der verfügbaren Ressourcen sind entscheidend für die Wahl zwischen Workflows, Agenten oder hybriden Ansätzen.
Letztendlich sollte die Entscheidung auf einer pragmatischen Abwägung basieren: So einfach wie möglich, so komplex wie nötig.